Wie die Jungfrau
zum Kinde kam ich vor sieben Jahren zu einem
Islandpferd.
Von einem Tag auf
den anderen ging die Stute fühlig, sodass wir sie nach
Ausschluss aller anderen infrage kommenden
Ursachen beschlagen lassen mussten. Mehrere
Umstellversuche zurück auf Barhuf
scheiterten, und so galt sie fortan als
nicht geeignet für das Barhuflaufen.
2016 wechselte
ich mit dem Stall auch den Hufschmied. Stephan
Stich, der den Gedanken mitbrachte, doch
noch einen Versuch zu starten, die Eisen
abzulegen. Ich war skeptisch, aber nicht
abgeneigt, hat das Barhuflaufen doch immense
Vorteile. Der Schmied erzählte mir von einem
revolutionären Konzept, der F-Balance, und
wie er dessen Begründer, Daniel Anz, in
Argentinien kennen- und schätzengelernt hatte.
Also nahmen wir
die Eisen ab. Ab und zu lief sie noch
fühlig – dann versorgten wir sie für einige
Wochen mit Hufeisen. Inzwischen läuft sie,
wie meine beiden anderen Isländer, die
später noch hinzukamen, vollkommen
problemlos barhuf.
Von der
Geschichte war ich fasziniert. Besonders
die Art, die Hufe zu bearbeiten,
beeindruckte mich.
Ganz genau
beobachtete ich seine Arbeit und fragte dem
armen Mann die berühmten Löcher in den
Bauch. Ich beschäftigte mich mit der
Anatomie des Pferdehufes und kenne
inzwischen gefühlt jedes Youtube-Video und
jede frei verfügbare Literatur zum Thema.
Wenn die Intervalle zwischen den Bearbeitungen zu lang waren, nahm ich, anfänglich noch sehr vorsichtig, später immer kühner die Raspel in die Hand. Und weil sich Stephan mit meiner Arbeit recht zufrieden zeigte, kam bald ein Hufmesser hinzu. Mit Stephans Unterstützung wurde ich immer sicherer, und die Arbeit bereitete mir immer mehr Freude.
Schließlich
absolvierte ich die
Ausbildung bei Daniel Anz in Theorie und
Praxis, die ich 2021 erfolgreich abschloss.
Daneben übte ich immer intensiver an anderen Pferden.
Zum Beispiel an denen meiner Eltern,
eines davon mit chronischer Hufrehe,
die davon merklich profitierten.
Ein nach der Bearbeitung entspanntes und glückliches Pferd zu verabschieden, ein Pferd, das sich über meinen Besuch freut, gehört zu den schönsten Momenten. Deshalb möchte ich noch vielen Pferden Gleichgewicht, Lebensfreude und Motivation schenken.